Boppin'B

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Boppin'B

Redaktion: Hi. Stellt Euch bitte kurz vor.

Thomas: Hallo. Ich bin der Thomas und ich bin der Schlagzeuger.

Didi: Ich bin der Didi.

Redaktion: Wie kam es zu Eurer Band und zu Eurem Namen?

Thomas: Das war zu einer Abi-Feier. Das sollte eigentlich eine einmalige Aktion sein. Wir haben eigentlich andere Musik gemacht... Der Gitarrist und ich haben eigentlich in einer anderen Band gespielt und wir haben dann nur für dieses Schulfest gesagt, wir wollen eine Rock'n'Roll Band machen. Wir haben gesehen, daß an dieser Schule auch ein Teddy Boy war, der gerade Abi gemacht hat und der auch Sänger in einer Rockabilly Band war. Wir beide haben eigentlich mehr Deutschrock gemacht und haben uns dann gesagt, daß das eine coole Sache wäre, die uns gefallen würde, weil wir schon immer Rock'n'Roll gehört haben. Wir haben dann über die Musiklehrerin noch einen Bassisten gesucht und haben dann alles zusammen gestellt für das Schulfest, haben dann ein paar Mal geprobt, haben dann eine dreiviertel Stunde gespielt und haben dafür natürlich einen Namen gewollt. Dann haben wir uns ein paar Namen überlegt, am Ende nannten wir uns dann "Boppin' Bunny And The Be Bop Boys". Das alles ohne Hintergrund. Klang halt lustig und wir hatten einen Sänger, der war ja auch Teddy Boy, wir hatten uns auch entsprechend gestylt, aber er war aus der Szene. Wir waren einfach die Band, die das dann mitgemacht hat. Dann hatten wir den Auftritt und es hat uns allen so einen Spaß gemacht, daß wir weiter machen wollten. Als dann der erste reguläre Auftritt anstand, war die Sache die, daß wir gesagt haben, wir sind eigentlich doch nicht ein Sänger und eine Band im Hintergrund - zum einen - und zum anderen ist der Name "Boppin' Bunny And The Be Bop Boys" doch ein bißchen lange. Von uns hatte aber auch niemand daran gedacht, daß das mal eine längere Sache wird mit der Band und haben deswegen nicht viel drüber nachgedacht und haben dann einfach abgekürzt auf "Boppin'B".

Redaktion: Wie seit Ihr eigentlich drauf gekommen, Euch selbst "Scheißkapelle" zu nennen und sogar eine Platte danach zu benennen?

Thomas: Eigentlich kam das ursprünglich von Konzertbesuchern. Einem Konzertbesucher.

Didi: Nein, das stimmt nicht ganz. Die Rockabilly Szene hat schon immer ein Problem mit uns gehabt. Und da war es schon oft so, daß es so im Saal hieß "Scheißkapelle" und so. Weil wir nicht so subkulturell sind, wie uns viele gerne hätten. Wir haben unseren Spaß auf der Bühne, was man als Rockabilly anscheinend nicht unbedingt haben sollte. Hinzu kommt, wir waren schon immer populär. Also im Sinne von ganz viel gespielt. Wir haben schon immer viele Konzerte gehabt und wir konnten davon leben. Deswegen waren wir für die die Scheißkapelle. Und dann waren wir auf dem einen Konzert, das Du angesprochen hast, und da waren so ein paar Leute im Publikum, die durcheinander immer wieder Scheißkapelle schrien, als wir auf die Bühne sind. Wir meinten dann, daß das hier ein deutsches Konzert sei. Hier herrscht Ordnung. Wenn, dann bitte alle! Damit haben wir denen dann sofort den Wind aus den Segeln genommen. Kam jedenfalls gut an und wir haben das dann noch ausgebaut. Weil dieses Verhalten, was manche Sänger auf der Bühne haben... wenn die so da oben stehen und fragen "Do you feel all right"? und egal was ist, alle rufen "Yeah!". Wir haben uns dann gedacht, wir greifen das auf und fragen "Do you feel all right"?, aber die Antwort soll nicht "Yeah" sein, sondern "Scheißkapelle!". Und das hat Spaß gemacht. In dem Moment, wo Du die Leute dazu aufforderst, die Band nicht hundertprozentig ernst zu nehmen, sondern wenn die spüren, Du selber bist nicht der große Künstler, der nach unten blickt und das Publikum beglücken will, dann ist diese Rampensituation ein bißchen aufgehoben. Ich glaube, das ist der Grund, warum die Leute das immer ganz gut fanden. Wir haben das einfach fortgesetzt und haben uns gedacht, nachdem wir selber keine Lieder geschrieben haben wie "Yesterday", also ewige Standards halt, wollten wir der Welt wenigstens das hinterlassen. Dann kam der Song dazu, wir haben den Scheißkapellen Song gemacht und dann war das natürlich der prädistinierteste Name für ein Album.

Redaktion: Weil Du gerade gemeint hast, daß die Leute mit Eurer Popularität ein Problem haben: Wie war das in den letzten Jahren wegen der Dick Brave Geschichte?

Didi: Das war ganz interessant... Ich bewege mich ja auch gerne in diesen Internet-Foren, die es ja zu jeder Szene gibt und es nun mal so, daß zuerst einmal viel gedisst wurde nach dem Motto "Sasha mit seiner Band und den Backbeats". Als wir dann kamen meinten viele, wenn schon, denn schon, dann Boppin'B, die reißen sich seit 20 Jahren den Arsch auf. Mittlerweile läuft das auch ein bißchen besser. Die Leute sagen, gut, die machen das seit 22 Jahren, vielleicht meinen die das doch ernst. Ich habe das jedenfalls mal überflogen und es gibt doch Leute in der Szene, die damit nichts anfangen konnten, weil wir z.B. bei RTL2 "The Dome" aufgetreten sind. Da wurde uns Ausverkauf vorgeworfen. Ich tue das gerne. Mir geht es nicht um die Band selbst, aber die Band "The BossHoss", bei denen viele Leute auch aus der Rockabilly Szene kommen, die sind auch bei "The Dome" aufgetreten und da wurde das abgefeiert. "Endlich mal ein paar Jungs von uns!". Das finde ich ziemlich verlogen. Es geht mir nicht um The BossHoss, sondern es geht mir um das Verhalten in der Szene. Weil die Jungs der Band sind schon immer als Rockabilly rumgelaufen und die blöden Boppin'B, die wir noch nie leiden konnten, denen gönnen wir das jetzt auch nicht mehr. Das ist ein Verhalten, das ich sehr blöd finde. Weil kein Mensch möchte so beurteilt werden. Es kommen oft Leute zu mir, die es nicht schön finden, auf der Straße als Elvis angesprochen zu werden, aber selbst hat man dann dasselbe Verhalten auch anderen gegenüber.

Redaktion: Wie wichtig war in Eurer Karriere die Zusammenarbeit mit Dick Brave?

Didi: Ich versuche mal im Namen aller zu sprechen. Was ganz entscheidend war, mal hinter die Kulissen der großen Rock-Musik zu schauen. Das waren eher ernüchternde Einblicke, sehr traurige Einblicke, wo Du manchmal zu schätzen weißt, daß Du Dich dort nicht zu sehr bewegst. Die Leute denken immer, Du fährst mit einem geilen Auto durch die Gegend, hast ein fettes Hotel, die Jenny Elvers knutscht Dich. Mal davon abgesehen, daß keiner von uns von der Jenny Elvers geknutscht werden möchte, ist das eine ganz traurige Sache. Auch die Künstler sind jetzt nicht immer die besten Musiker. Was cool war, ist alles, was das Arrangement angeht. Wie da an einem Stück gearbeitet wird und dann besser gemacht wird, wenn z.B. einfach der Bass rhythmisch anders eingesetzt wird. Das war natürlich enorm, was wir da so gelernt haben. Es ist schon unheimlich spannend gewesen, das alles mitzubekommen. Außerdem sind wir von vielen Leuten wahrgenommen worden, die uns vorher gar nicht kannten. In der einen Woche im Fernsehen, als die Platte released wurde, haben uns dann plötzlich Millionen auf einmal gesehen. Leider sind natürlich nicht die Millionen auf einmal ins Konzert gekommen, aber dann doch schon viel mehr. Wir haben ganz andere Angebote bekommen, aber wir waren schon realistisch. Uns war schon klar, daß das eine kurzfristige Geschichte wird. Wir waren da sehr realistisch, im Gegensatz zur Plattenfirma. Aber die mußten wohl so denken. Die Firma war auch zu groß für die Musik, die wir machten.

Redaktion: Empfindet Ihr, daß das Projekt "Dick Brave" von Sasha die Rock'n'Roll bzw. Rockabilly Szene vorangetrieben hat in Deutschland?

Thomas: Das ist immer schwierig zu sagen. Da kommen wir auch zu dem Punkt, was Didi vorhin gesagt hat, wie man in der Szene angesehen ist. Weil letztendlich will die Szene selbst nicht voran gebracht werden. Das ist ja immer das Paradoxe. Da sind ein paar Jungs, die rennen mit ihren Tollen rum, finden sich super cool, finden alles toll und die 50er Jahre und die Musik aus der Zeit war das Allerbeste. Die verstehen nicht, warum das nicht jeder hört, weil das ist die beste Musik. Wenn es auf einmal jeder hört, ist es wieder scheiße, weil es sind ja alles Poser. Weil die scheinen mit der Tolle auf die Welt gekommen zu sein. Da ist die Tolle als erstes aus den Schlitz gekommen und die waren gleich die großen Rock'n'Roller. Wenn mal jemand neu dazu kommt, ist da keinerlei Akzeptanz vorhanden. Das war eben das Problem mit "Dick Brave". Sasha hat nämlich einen Riesenspaß an der Geschichte gehabt. Ganz ehrlich, höre Dir mal viele Bands aus der Szene an und dann höre "Dick Brave" mal an...

Didi: Sagen wir lieber einige.

Thomas: Ja. Okay. Einige. Aber dann höre Dir mal an, was Dick Brave gemacht hat. Also schon cool.

Didi: Vom Professionellen und auch vom Spielen her. Weil die Dick Brave Band ist ne ganz andere Baustelle wie - das muß ich jetzt aber sagen - wie viele andere! Ich will den Kollegen nicht sagen, daß sie schlecht sind - Gott bewahre - es gibt inzwischen viele neue, gute Bands. Da hat sich wirklich was getan in den letzten Jahren. Vor fünf Jahren hätte ich noch gesagt, daß es in der Rockabilly Szene zu wenig gute Bands gibt, heute würde ich das anders sagen, weil es hat sich wirklich was getan. Dick Brave und seine Band hat einfach in einer anderen Liga gespielt - das sind tolle Leute. In anderen Bands gibt es auch tolle Leute. Aber in diesem Verbund, wirklich cool.

Redaktion: Ich habe mal gehört, daß die Band von Dick Brave auf einem Konzert angefangen haben, ihre Instrumente zu tauschen...

Thomas: Das war bei..

Didi: "Great Walls Of Fire".

Thomas: Genau. Da hat jeder auch mal gesungen.

Didi: Wobei, da muß ich dazu sagen, dieses "Great Walls Of Fire" hast sogar Du schnell gelernt. Ich sage mal, wenn Du die Platte als Musiker bewußt hörst, merkst Du einfach, was da an Spieltechnik und Spielkultur vorhanden ist. Auch an Produktionstechnik. Und wenn Du die Band live gesehen hast, wie druckvoll die waren und wie sauber. Und wenn man mal die Vita der Musiker betrachtet, was die schon alles gemacht haben oder jetzt auch wieder machen, das sind einfach Vollprofis, die einfach mal Spaß hatten, Rock'n'Roll und Rockabilly zu spielen, weil es einfach eine tolle Musik ist. Das kommt ja noch dazu. Es ist eigentlich eine einfache Musik, wenn man es mal ganz genau nimmt, aber es kann sie trotzdem nicht jeder spielen und das konnten sie halt.

Redaktion: Das Projekt ist ja auch aus der Laune heraus entstanden...

Didi: Ja. Und der Andre, der Gitarrist war eh ein alter Rock'n'Roller. Und da erlaube ich mir mal eine ganz selbstbewußte Einschätzung. Also was die Spielkultur angeht sind wir ganz sicher auch ganz weit mit vorne dabei. Wenn man 22 Jahre zusammen spielt hat man einfach ein sehr blindes Verständnis, was sich bestimmt auch in der tightness bemerkbar macht. Und jeder von uns hat irgendwann einmal eine sehr gute Ausbildung gehabt. Ich arbeite auch an einer privaten Musikschule als Musiklehrer, als Kontrabaßlehrer. Ich gebe unglaublich viel Kontrabaßunterricht. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich das alles organisieren soll. Ich denke, da sollte man einfach mal ein bißchen Respekt zeigen: Hey, die Jungs können wenigstens spielen. Ob man es mag, ist eine andere Baustelle.

Redaktion: Wie war es so bei Eurem Auftritt bei TV-Total?

Thomas: Was willst denn hören? War scheiße. Also uns hat es nicht gefallen. Also bei Raab waren wir ja schon. Das war 1994, das wurde da ja auch eingespielt, ganz kurz.

Redaktion: Bei Vivasion?

Thomas: Genau, bei Vivasion. Die Sendung damals war auch ganz witzig. Und auch jetzt seine Sendung war am Anfang richtig cool, mittlerweile ist es halt abgenudelt, wenn das vier Mal die Woche kommt, ist das halt was anderes. Für uns war das natürlich cool, weil das ein Pflichttermin ist, letztendlich, wenn man bei einer großen Firma ist und eine neue Platte am Start hat, muß man natürlich versuchen dort rein zu kommen. Sasha hat da natürlich Connections. Dadurch ging das dann auch. Allgemein war es natürlich cool, nur die Umstände haben dann nicht gepaßt. Genau an diesem Tag wurden zwei Sendungen aufgenommen, nicht nur eine, wie normal... normalerweise wird das Ding von fünf bis sechs aufgezeichnet und abends wird es dann gesendet. Und an dem Tag war es so, daß die zwei Sendungen nacheinander aufgezeichnet haben, weil am nächsten Tag dann die Weihnachtsdeko gemacht wurde.

Didi: Das war die Silvesterdeko für die Silvestersendung.

Thomas: Und am Mittwoch wurden dann die Mittwochssendung und die Donnerstagssendung aufgezeichnet. In der Mittwochssendung waren die Toten Hosen und da war noch großer Bahnhof und Furz und Feuerstein und dann kamen wir und dann hieß es, wir können nicht mehr live spielen, weil doch so viel Action hier ist und bla bla bla. Dann hatten wir nicht einmal ein Kabel da, daß man da irgendwie einen Monitor gescheit anschließen konnte. Das war dann damals auch in den Foren, da hieß es, wir hätten was gespielt und es sei so scheiße gewesen. Das war tatsächlich nicht besonders, weil wir haben uns gar nicht gehört. Alle meinten, wir stehen jetzt da und wir müßten uns hören - arschlecken. Der ganze Raum ist voll mit Boxen und was Du hörst - also die Boxen gehen zu den Leuten - und was Du hörst ist das Echo der Boxen. Also es gibt einen Ton, der geht in die Anlage, der geht in die Box und zurück kommt das Echo. Deswegen hat man normal einen Monitor auf der Bühne, nur wir hatten das nicht.

Didi: Wir waren da total unglücklich, aber wir mußten durch. Hilft ja nichts. Und ich muß sagen, ich fand ihn (Anm. d. Red.: Stefan Raab) extrem humorlos. Ich finde, daß das schlimmste bei ihm ist, daß er nicht über sich selber lachen kann. Über andere Späßchen machen kann er. Aber über sich selber... es gab ja diese Einspielung von vor zehn Jahren und das sagte er auch. Von uns sagte dann einer, daß das auch vor zehn Kilo war und bezog das aber auf uns. Er hat es aber auf sich bezogen, was ich schon einmal sehr interessant finde. Und da hat er ziemlich beleidigt reagiert. Und das finde ich hart. Weil Du kannst nicht Maschendrahtzaun machen und die Frau bloßstellen... anstatt das er sagt "Stimmt, aber hat Spaß gemacht die zehn Kilo" - anstatt locker zu bleiben... ich finde das uncool. Wenn Leute nicht über sich selbst lachen können ist das schlimm.

Redaktion: Hat Stefan Raab wirklich so viele Zähne oder wirkt das nur durch den Fernseher so?

Didi: Als wir in der Sendung waren, war ich in der Zeit auch mal bei meinem Zahnarzt und dieser meinte, daß Raab seinen Zahnarzt verklagen müßte. Das ist einer der schlechtesten Zahnaufbereitungen die er je gesehen hat. So typisch Amerikanisch. Alles weiß, alles ganz dicht zusammen.

Thomas: Man muß auch sagen, wir haben an dem Tag gar nicht so viel mitgekriegt. Er ist vor der Sendung mal kurz bei uns in die Garderobe rein gekommen, hat "Hallo" gesagt und normalerweise ist nach der Sendung noch ein kleiner Umtrunk. Wir kannten da auch eine Redakteurin und haben uns tierisch gefreut, dann haben wir aber während der Sendung gesehen, daß ganz viele Fans im Publikum waren. Dann sind wir nach der Show - wir waren ja ziemlich am Ende dran - außen rum gerannt ins Foyer und wollten den Leuten "Danke" und "Hallo" sagen. Wir wollten uns bedanken, daß sie da waren, haben uns total gefreut. Bis wir dann wieder zurückkamen, war da hinten keine Sau mehr. Die waren dann alle schon wieder weg.

Didi: Und da sind uns die Fans dann eigentlich wichtiger gewesen als der Umtrunk mit dem Herrn Raab.

Redaktion: Heute Abend boxt ja der Raab wieder gegen die Regina Halmich. Wer wird diesmal gewinnen? Euer Tipp.

Didi: Also ich habe ein paar Kumpels, die boxen auch. Die sagen, der Raab mag jetzt ein halbes Jahr trainiert haben, aber die sagen, ab der dritten oder vierten Runde kriegt er die Hände nicht mehr hoch, dann kann er die Deckung nicht mehr halten und sie haut ihm eine rein. Gut, wenn er einmal trifft - er hat halt ziemlich viel Masse. Das liegt halt an den zehn Kilo (lacht). Nein. Ich tippe auf die Halmich.

Redaktion: Ich glaube da sind wir uns alle einig. 2005 habt Ihr Eure DVD veröffentlicht. Ist ein neues Album in Planung?

Didi: Wir sind gerade mitten drin. Fast eigentlich fertig. Nächste Woche werden die Aufnahmen abgeschlossen, wir sind seit Januar dran. Aber es ist nicht so, daß wir jeden Tag daran arbeiten. Bei uns ist das immer schwierig mit den Aufnahmen. Es ist nicht so, daß wir uns vier Wochen verkriechen, sondern es läuft immer so zwischen den Auftritten. Aber wir sind soweit durch, es geht ans Mixen und dann einfach mal gucken was passiert.

Redaktion: Veröffentlichungstermin ist noch nicht bekannt?

Thomas: Nein, den wissen wir noch nicht.

Didi: Aber eine Sache kann man vielleicht noch sagen. Wir haben eine Auftragsarbeit erledigt. Wir haben vor zwei bis drei Jahren mal eine Tour gespielt für das Bundesamt für Naturschutz. Das hat denen viel Spaß gemacht mit uns und die haben gesagt, sie machen diese Tour wieder, nur ohne Band und brauchen eine Erkennungsmelodie und haben uns einen Song gegeben, einen alten deutschen Filmschlager, den wir bearbeiten sollen.

Redaktion: Welchen?

Didi: "Pack die Badehose ein" von der kleinen Conny. Wir haben das dann bekommen und dann haben wir uns gedacht "Ach Du Scheiße, wie sollen wir denn das machen"?. Man muß sagen, wir haben dann zwei drittel Akkorde raus geschmissen, ein drittel vom Text gekürzt, und jetzt rockt es ganz gut. Und das wird jetzt wohl im Sommer raus kommen als Single, wie gesagt, in Zusammenarbeit mit diesem Bundesamt, weil es die Erkennungsmelodie dieser Tour sein soll. Die Resonanzen sind bisher toll auf das Lied. Auf dieser CD wird wahrscheinlich auch ein Rocksteady Ska aus unserer eigenen Feder sein, den spielen wir auch heute Abend. Das wird jetzt mal vorab kommen und die CD kommt hoffentlich bald, aber diese Business Geschichten sind halt immer nervig.

Redaktion: Begrüßt Ihr die Entwicklung, daß Leute, die aus dem Rock'n'Roll Genre sind und die in ihrer Karriere kommerziellen Erfolg hatten, gerade auch wegen ihrer deutschen Texte, nun zurück zu ihren Wurzeln finden. Hiermit meine ich z.B. die Spider Murphy Gang und Peter Kraus, die ja in den letzten Jahren Platten mit Genre-Klassikern heraus gebracht haben, die auf Englisch wiedergegeben werden.

Thomas: Ich wußte gar nicht, daß die Spider Murphy Gang auf Englisch spielt. Das habe ich noch nicht gehört...

Redaktion: Unplugged

Thomas: Ah okay.

Didi: Ich sag mal so. Die dürfen alle machen was sie wollen, ich fand es schrecklich. Mir hat es überhaupt nicht gefallen

Thomas: Ich war bei Peter Kraus im Konzert und es war dann cool, als er seinen eigenen Lieder gemacht hat. Die alten deutschen. "Sugar Baby" und so einen Kram. Daß er so richtig Bock drauf hat, weil das seine Wurzeln sind, ist okay, aber er sollte es meiner Meinung nach lassen. Ich finde das nicht so schön. Von der Spider Murphy Gang war ich schon immer ein großer Fan, also von den eigenen Dingern, aber die alten Sachen sollten sie eigentlich auch lassen, finde ich. Das hat mir auch überhaupt nicht gefallen.

Didi: Geht mir genau so. Ich war auch bei Peter Kraus. Ich muß dazu sagen, der Andre, der Gitarrist von den Backbeats und auch der Produzent unserer aktuellen CD, spielt bei Peter Kraus mit in der Band. Ich war dort und für mich war es hart. Ich fand auch - wie Thomas - die deutschen Sachen, also die eigenen, die hatten Charme und so. Peter Kraus für sich selbst geht schon. Weil der Typ ist 70, der sieht für sein Alter grandios aus. Wenn ich mit 70 noch so rum laufe... Er kann echt noch tanzen, kann sich bewegen, hat noch Stimme - das ist nicht selbstverständlich und das finde ich wirklich respektabel. Da habe ich noch Respekt vor. Aber die Band, mit Ausnahme vom Andre, fand ich unterirdisch. Das sind Profimusiker. Ich kenne teilweise die Jungs, weiß was die so machen, aber daß die mit einer so derartigen Leidenschaftslosigkeit machen... Das ist ohnehin das Problem - ich mache mal kurz einen Bogen - viele dieser Rock'n'Roll Songs wie "B Bop A Luna" oder "Rock Around The Clock" sind so abgenudelt, aber warum? Weil unzählige Festzeltcombos das abgenudelt haben. Eigentlich, das Original, ist großartig und grandios.

Thomas: Oft sind das auch etablierte Leute. Die nehmen dann mal einen Rock'n'Roll Song in ihr Programm und dann werden genau diese Lieder wieder gespielt. Und die spielen sie halt auch alle scheiße. Weil wir wissen, warum wir die Finger von solchen Songs lassen.

Didi: Genau diese Songs würden wir nicht covern, weil sie einfach im Originalen für sich stehen. Wir wagen uns an manches ran, bestimmt scheitern wir auch manchmal, aber ohne Risiko kein Sieg. Aber es ist wirklich so, manche Sachen sollte man lassen. Grad diese Lieder... bei Peter Kraus das war unterirdisch.

Redaktion: Wie findet Ihr Ted Herold?

Didi: Du kommst aber echt mit harten Fragen um die Ecke. Eigentlich fand ich Ted Herold früher immer respektabel. Auch cooler wie Peter Kraus. Wir haben ihn ein paar Mal live erlebt und ich weiß nicht, irgendwie... er hat halt auch eine Band, wo ich sagen muß, wie kann jemand wie Ted Herold mit so einer Band auftreten? Der tut sich damit wirklich keinen Gefallen. Und er selber oder besser gesagt, sein Management sind unglaublich unfreundlich und auch teilweise nicht sehr kollegial. Wir haben auf Marbella gespielt - also bei Marbella...

Thomas: Marbella ist keine Insel.

Didi: Ja ich weiß, deswegen, ja. Wir sollten halt fliegen und mußten zu einer bestimmten Uhrzeit in Frankfurt am Flughafen sein, hatten aber am Abend vorher einen Auftritt auf so einem kleinen Rock'n'Roll / Oldie Festival und er war auch da. Es war klare Ansage, wir spielen vor Ted Herold, dann haben wir eine Uhrzeit ausgemacht, wann wir fertig sind, würden dann die Nacht durchfahren können zum Flughafen um dann los zu fliegen. Dann kam plötzlich zwei Wochen vorher die Ansage, daß Ted Herold früher auf die Bühne will und wir müssen nach ihm spielen. Wir haben dann gesagt, daß das nicht geht, weil wir sonst nicht rechtzeitig zum Flughafen kommen. Es hieß dann, daß das keinen Interessiert und das finde ich unfreundlich, unkollegial und ich frage mich, warum er das gemacht hat. Hat er Angst davor gehabt, daß wir ihn wegrocken? Oder muß er um elf in die Heia? Das sind so Sachen wo ich sagen muß, das macht man nicht unter Musikern. Das ist nicht Kollegial und so etwas merke ich mir. Mag auch sein, daß er gut ist, wenn er eine gute Band hat, aber die hat er nicht.

Redaktion: Ihr hättet ja gleichzeitig auf die Bühne gehen können?

Didi: Das wäre für ihn sicher besser gewesen.

Redaktion: Euer zuletzt gekaufter Tonträger?

Didi: Gute Frage... was habe ich mir gekauft?

Thomas: Ich weiß es! Bei Media Markt. Die haben 4,50 gekostet. Deswegen weiß ich das noch. Das war jetzt erst. Ich hab die mir gekauft, weil die so billig waren und weil ich sie schon lange haben wollte. Ich kann es nicht genau sagen, aber es war die eine Muse. Titel fällt mir gerade nicht ein. Irgendwas mit einem blauen Cover, dann eine Tom Waits CD, die ich noch nicht hatte, eine Cure, die ich noch nicht hatte und was war noch dabei? Die Revolverheld. Das sind mittlerweile gute Bekannte. Das sind sehr nette Kollegen. Die rocken cool und sind nicht so abgehoben. Revolverheld mag zwar im ersten Moment Teenie-Rock sein, aber die gehen auf die Bühne und haben ihren Spaß.

Didi: ...im Gegensatz zu anderen erfolgreichen Bands... die Echos kriegen. Bei mir waren es die Racer X, Blitzkid. Was habe ich mir noch gekauft...? Es war nämlich eine Bestellung bei Amazon. Jetzt wird's witzig: Loreena McKennet. Das kennt keiner, der Euer Magazin liest. Eine war noch dabei: Ignite.

Redaktion: Welches Bier würdet Ihr zu Eurer Musik empfehlen?

Thomas: Jedem sein Lieblingsbier.

Didi: Ich trinke am liebsten Kilkenny.

Redaktion: Das paßt am besten zu Eurer Musik?

Didi: Es paßt gut zu unserer Musik. Dazu muß man sagen, daß wir - nicht in einem Irish Pub, sondern in einem Irish House - seit 20 Jahren immer wieder spielen. Meistens an zwei Tagen. Einmal an Halloween und einmal am St. Patricks Day. Der Laden ist wie unser Wohnzimmer. Und da gehört dieses Bier einfach dazu. Kill Kenny und Rock'n'Roll.

Redaktion: Habt Ihr mit dem Münchner Bier schon Erfahrungen gemacht?

Thomas: Wir haben noch nicht so oft in München gespielt, aber privat.

Didi: Privat!

Thomas: Ich trinke gerne König Ludwig, auch wenn es nicht direkt Münchner Bier ist. Also das König Luitpold halt. Hacker Pschorr ist auch ganz gut.

Didi: ...und Augustiner!

Thomas: Ja.

Didi: Zum Kilkenny wollte ich noch dazu sagen: Unbedingt vom Faß!

Redaktion: Wo ist eigentlich das Irish House?

Thomas: Das ist in Kaiserslautern.

Redaktion: Kann man Euch eigentlich noch als Aschaffenburger Band bezeichnen?

Thomas: Ja, eigentlich schon. Ein Teil der Band kommt noch aus Aschaffenburg und wir Proben dort noch, einfach damit wir weiterhin eine Aschaffenburger Band bleiben. Der, der uns in das Irish House gebracht hat, der hatte vorher einen Irish Pub in Aschaffenburg. Das war dort unser erster regulärer Bandauftritt mit Boppin'B. Es hat sich so zugetragen, daß wir unseren Schulauftritt gespielt haben, an unserer Schule, die im Wald liegt in Aschaffenburg. Als wir dann das nächste Mal im Irish Pub aufgeschlagen sind, um dort einen zu trinken, hat uns der Wirt angesprochen und hat gemeint "Ey! Guys! You played in school..." und wir haben bestätigt, daß wir das waren und dann fragte er uns, ob wir nicht mal bei ihm spielen möchten. Und so kam unser erster Auftritt zustande...

Redaktion: Das war dann auch der Grund warum Ihr nicht eine Ein-Konzert-Band geblieben seid?

Thomas: Nein. Wir wollten schon weiter machen, weil wir so einen Spaß dran hatten. Aber wir hatten noch nichts in der Hand, wo wir uns bewerben hätten können. Wir hatten keine Bänder, keine Aufnahmen und keine großen Fotos oder so. Und da hat er uns halt einfach mal angesprochen, ob wir dort nicht spielen wollen. Und dann sind wir da rein und haben dort gespielt.

Redaktion: Didi, Du grinst so. Willst Du dazu noch was sagen?

Didi: Nein, nein. Es ist tatsächlich so, weil es einfach schöne Geschichten sind. Weil mit dem Typen haben wir derart schon gesoffen. Das ist so unglaublich. Leider ist er inzwischen tot, bei einem blöden Unfall gestorben. Es war immer so und es ist jetzt noch immer so: Immer wenn die Party vorbei war, irgendwann sehr früh morgens, dann ging es "Let's go! Let's go! Let's go! Fuck out of here!". Und das ist bei uns noch heute so, wenn wir irgendwo sind und gehen - es ist immer Dave. Es ist immer diese Geschichte.

Thomas: Es gehört einfach dazu. Das war ein echter Rock'n'Roller der Typ.

Redaktion: Das war auch ein Ire?

Thomas: Ja, das war ein Ire. Interessant ist auch, daß es bei den Irish Pubs so ist wie bei den italienischen Eis-Cafès, daß alle aus einem Dorf kommen. Angeblich, die Ursprungs-Irish Pubs in Deutschland sollen fast alle aus einem Dorf gekommen sein. Dave war jetzt z.B. aus Dublin. Das weiß ich. Sein einer Bruder hatte dann in Marburg eins und der Nachbar oder der Freund hatte eins in Gießen. Und so kam es, daß wir, wenn wir in Aschaffenburg gespielt haben, auch ein Wochenende Marburg und Gießen gemacht haben.

Didi: Ich finde Irish Pubs ohnehin sehr geil. Weil man kriegt gutes Bier, die Musik nervt nicht. In Irish Pubs ist auch immer gute Stimmung. Ganz selten habe ich dort mal eine Schlägerei miterlebt. Und wenn es mal eine gab, war die ganz schnell vorbei, weil der Wirt schneller Schlug als alle anderen. Das ist wirklich so. Als Frau wird man nicht dumm angemacht, die Leute sind im Allgemeinen cool.

Redaktion: Was wollt Ihr Euren Hörern noch so auf den Weg geben?

Thomas: Jetzt dachte ich, es kommt die Frage "Wie lange wollt Ihr das noch machen?", weil das ist eigentlich die übliche Standartfrage am Schluß.

Didi: Wir sagen dann immer "bis zum 18. April".

Redaktion: Welches Jahr ist dann eine andere Sache...

Didi: Ja, das ist dann die entscheidende Frage. Aber was soll man den Leuten sagen...? Habt mehr Spaß am Leben!

Thomas: Fraternité Egalité Liberté so in etwa. Also toleranz, akzeptanz von anderen Leuten. Gutes Miteinander, Spaß haben.

Didi: Zum Lachen nicht in den Keller gehen.

Redaktion: Dann vielen Dank für das Interview!

Eingetragen von sk am 30.03.2007.